Vor der Erle steht die Mühle

  1. Vor der Erle steht die Mühle, über's Rad das Wasser rauscht. : Draussen in der Mondnachtskühle, steht ein Müllersbursch' und lauscht. :
  2. Leise öffnet sich das Fenster, und ein zarter Händedruck, : gab das blonde Müllersmädel, dem Geliebten einen Kuss. :
  3. Doch der Müller hört das Flüstern, stellt das Räderwerk zur Ruh. : Durch des Fensters off'ne Spalte hört er seiner Tochter zu. :
  4. Töchterlein ich muss dir sagen, heut' zum allerletzten Mal, : dass du diesen Müllersburschen, nie und nimmer lieben darfst. :
  5. So will ich ihm den Abschied schreiben, und wenn's mein Herz zu Tode drückt. : Schatz ich darf dich nicht mehr lieben, lebe wohl vergiss mein nicht. :  
  6. Und am andern frühen Morgen, bei dem ersten Morgenrot, : fand das blonde Müllersmädel, den geliebten Burschen tot. :
  7. Hättest du mir nie geschrieben, hättest du mir nie gelacht. : Wärest du mir treu geblieben, hätt' ich dieses nie gemacht. :
  8. Dieser Liebe jähes Ende, brach dem Mädchen auch das Herz. : Sterbend sank es auch zusammen, voller Kummer, voller Schmerz. :
  9. Und am nächsten Mittwoch morgen, trug man sie zur sel'gen Ruh. : Und nun deckt die kühle Erde, zwei verliebte Herzen zu. :
  10. D'rum ihr Eltern lasst euch sagen, störet nie des Kindes Glück. : Denkt an eure jungen Jahre, denket noch einmal zurück. :